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Bedürfnisse im Mittelpunkt von Coaching und Therapie - TEIL 1

Gerade für Psychotherapeuten (Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker) ist die Beachtung der Bedürfnisse des Klienten die wichtigste Therapiegrundlage. Denn Bedürfnisse sind der Motor unseres Handelns: Unser Handeln ist auf die Befriedigung unserer Bedürfnisse ausgerichtet. Werden unsere Bedürfnisse befriedigt, sind wir zufrieden und glücklich; bleiben sie unerfüllt, sind wir unzufrieden, rastlos und angespannt.

Ein Bedürfnis kennzeichnet dabei einen Mangelzustand: Man braucht etwas, um sich körperlich oder seelisch wohl zufühlen, z.B. Nahrung oder Geborgenheit. Fehlt etwas, dann empfinden wir ein Bedürfnis, meist spürbar als unangenehme (körperliche oder emotionale) Anspannung verbunden mit dem Impuls, diesen Mangelzustand auszugleichen. Wenn wir Hunger haben, möchten wir etwas essen - wenn wir uns einsam fühlen, gern mit anderen zusammen sein. Werden Bedürfnisse befriedigt, dann erzeugt das Entspannung und Wohlgefühl.

Menschen leiden und kommen zum Coaching oder in die Therapie, weil wichtige Bedürfnisse unerfüllt sind. Sie wünschen sich vielleicht mehr Zuwendung von anderen, wissen aber nicht, wie sie diese bekommen können. Oder sie merken, dass sie etwas anders haben wollen, unzufrieden sind, wissen aber nicht was das ist oder wie sie etwas verändern können. Mit diesen Klienten sollte man herausfinden, welche Bedürfnisse unerfüllt sind. Die Klienten sollten lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, zu würdigen und Wege zu finden, sie angemessen (!) zu befriedigen.

Psychische Grundbedürfnisse

Es gibt verschiedene Einteilungen menschlicher Bedürfnisse. Hier orientiere ich mich an den vier psychischen Grundbedürfnisse nach Grawe. (Die weiteren Überlegungen lassen sich aber auch auf jede andere Bedürfniseinteilung anwenden, siehe auch am Ende des Artikels die Bedürfnispyramide nach Maslow.) Grawe benennt als psychische Grundbedürfnisse jedes Menschen: 1. Aufsuchen von Lust und Vermeidung von Unlust, 2. das Bedürfnis nach Bindung, 3. das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung und 4. das Bedürfnis nach positivem Selbstwert.

1. Lustgewinn/Unlustvermeidung: Wir suchen das auf, was uns Lust bringt (wir essen z.B. im Sommer gern Eis) und meiden das, was Unlust erzeugt (wir fassen keine heiße Herdplatte an und werden nur höchst ungern vom Vorgesetzten kritisiert).

2. Bedürfnis nach Bindung: Menschen suchen die Nähe und Unterstützung von anderen Menschen. Für Kleinkinder ist physische Unterstützung überlebenswichtig. Aber selbst bei ausreichender körperlicher Versorgung entstehen bei ihnen gravierende Symptome, wie emotionale Abstumpfung und Selbstverletzungen, wenn die psychische Zuwendung fehlt. Auch bei Erwachsenen kann fehlende Bindung zu emotionalen Symptomen bis hin zu Depressionen und Ängsten führen.

3. Kontrolle/Orientierung: Für uns Menschen ist es wichtig, orientiert zu sein und das Gefühl von Kontrolle über unser Leben und Umwelt zu haben. Kontrollverluste führen zu Angst, Verzweiflung bis hin zu Hoffnungslosigkeit und Apathie.

4. Selbstwert: Es ist uns ein Grundbedürfnis positiv dazustehen, von anderen akzeptiert zu werden, uns wertvoll zu fühlen. Wir streben danach, einen positiven Selbstwert zu erreichen, zu halten und zu erhöhen. Ein geringer Selbstwert kann hingegen zu schwerwiegenden psychischen Problemen führen, bis hin zu Depressionen, sexuellen Störungen, psychosomatischen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.

Aus den Grundbedürfnissen leiten sich weitere Bedürfnisse ab: Aus dem Bedürfnis nach positiven Selbstwert z.B. das Bedürfnis nach Anerkennung für die eigene Leistung.

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© Norman Ehlert
Diplom-Psychologe, NLP-Trainer, Heilpraktiker (Psychotherapie)
Mehr Informationen unter:
Ausbilder Heilpraktikerausbildung Psychotherapie und Heilpraktikerschule norman-ehlert.de

Von: Norman Ehlert ]


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