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Bedürfnisse im Mittelpunkt von Coaching und Therapie TEIL 3

Bedürfniskonflikte

Bedürfnisse können im Widerspruch zueinander stehen: Eine Person kann ein starkes Autonomiebedürfnis haben, um ihren Selbstwert zu schützen, zugleich aber auch das starke Verlangen verspüren, mit anderen zusammen zu sein (Bindungsbedürfnis). Dadurch entsteht ein Konflikt: Egal welches Bedürfnis sie befriedigt, das andere bleibt unerfüllt und löst Unzufriedenheit aus. Diesen Konflikt aufzudecken und zu lösen kann oft erst mit Hilfe eines Coachs oder Therapeuten möglich sein. Die Lösung besteht darin, den Klienten zu vermitteln, ihre Bedürfnisse nacheinander (!) zu befriedigen sowie verschiedene Bedürfnisse in verschiedenen Kontexten zu erfüllen. NLPler verwenden hierzu das Modell des Verhandlungsreframings.

Annäherungs- und Vermeidungsziele

Unsere Bedürfnisse bestimmen unsere Ziele! Mit welchem Ziel lesen Sie diesen Artikel? Vielleicht, um sich zu informieren, um etwas Wissenswertes aufzunehmen. Wozu? Ein Grund könnte sein, sich und andere besser zu verstehen oder besser coachen/therapieren zu können. Das kann helfen, besser mit anderen zurecht zu kommen, sich selbst besser zu fühlen oder besser im Beruf zu sein. Und das kann helfen, das Bedürfnis nach Bindung oder positivem Selbstwert zu erfüllen!

Unsere Bedürfnisse bestimmen also unsere Ziele! (Natürlich bestimmen wir unsere Ziele, aber ich behaupte: Um unsere Bedürfnisse zu befriedigen!) Dabei lässt sich zwischen Annäherungszielen und Vermeidungszielen unterscheiden. Annäherungsziele dienen zur Befriedigung eines Bedürfnisses. Wenn ich Lust auf Bindung habe, dann kann ich gezielt den Partner ansprechen oder Freunde aufsuchen. Wenn durch das Erreichen eines Annäherungszieles das Bedürfnis befriedigt wurde, entsteht Freude. Anders bei den Vermeidungszielen: Diese dienen dazu, Verletzungen in den Bedürfnissen zu vermeiden. Zum Beispiel dient "Vermeide Ablehnung!" dem Schutz des Selbstwertes. Werden Vermeidungsziele erreicht - z.B. nicht abgelehnt worden zu sein - entsteht ein Gefühl von Erleichterung. Vermeidungsziele und Annäherungsziele lassen sich also durch das damit verbundene Gefühl unterscheiden. Wenn ich also bei einem sozialen Kontakt erleichtert bin, dass ich nicht abgewertet wurde, wäre das Vermeidungsziel: Achte darauf, dass man dich nicht abwertet! Wenn ich mich hingegen freue, dass der andere mir ein Kompliment macht, wäre ein mögliches Annäherungsziel: Sorge dafür, dass du beliebt bist! Im NLP sind hierzu die Metastrategien "hin zu" und "weg von" bekannt.

Ziele können hierarchisch gestuft sein. Das übergeordnete Ziel: "Achte darauf, dass man dich nicht ablehnt!" kann die untergeordneten Ziele enthalten: "Sprich mit lauter Stimme!", "Sorge dafür, dass dich dein Gesprächspartner anschaut!" usw.

Die Forschungsgruppe um Klaus Grawe hat folgende Annäherungs- und Vermeidungsziele aufgestellt:

Annäherungsziele: 1. Intimität/Bindung, 2. Geselligkeit, 3. Anderen helfen, 4. Hilfe bekommen, 5. Anerkennung/Wertschätzung, 6. Überlegensein/Imponieren, 7. Autonomie, 8. Leistung, 9. Kontrolle haben, 10. Bildung/Verstehen, 11. Glauben/Sinn, 12. Das Leben auskosten, 13. Selbstvertrauen/Selbstwert, 14. Selbstbelohnung.

Vermeidungsziele: Vermeide: 1. Alleinsein/Trennung, 2. Geringschätzung, 3. Erniedrigung/Blamage, 4. Vorwürfe/Kritik, 5. Abhängigkeit/Autonomieverlust, 6. Spannungen mit anderen, 7. Sich verletzbar machen, 8. Hilflosigkeit/Ohnmacht, 9. Versagen.

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© Norman Ehlert
Diplom-Psychologe, NLP-Trainer, Heilpraktiker (Psychotherapie)
Mehr Informationen unter:
Ausbilder Heilpraktikerausbildung Psychotherapie und Heilpraktikerschule norman-ehlert.de

Von: Norman Ehlert ]


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