on-TOPIC Artikel

Kann das Handy das Festnetz substituieren?

Die Mobilfunkgesellschaften stoßen langsam potentiell an die Grenzen ihres Wachstums vor, so dass diese sich gezwungen sehen, neue Wachstumspotentiale zu erschließen. Die Mobilfunkgesellschaften bedienen genauso wie die Festnetzbetreiber das Bedürfnis der Menschen, miteinander telefonieren zu wollen. Aus diesem Grunde liegt es natürlich nahe, dass die Mobilfunkgesellschaften versuchen, den Festnetzbetreibern wertvolle Telefonminuten abzujagen.

In der Vergangenheit war dies aufgrund der vergleichsweise hohen Gesprächspreise bei den Handys nahezu unmöglich. Seit aber die Tarife für das Handy drastisch erodieren, schwindet der Preisvorteil des Festnetzes zusehends.

Dazu kommt, dass die Mobilfunkgesellschaften (meist in Verbindung mit höheren Grundgebühren) zur normalen Handynummer noch eine virtuelle Festnetznummer vergeben. Diese Nummer hat den Vorteil, dass der Nutzer des Handys vom Anrufer zu ganz normalen Festnetzkonditionen angerufen werden kann. Telefoniert man innerhalb eines engdefinierten regionalen Bereichs (gewissermaßen der "Festnetzzone") kann man auch vom Mobiltelefon zum gleichen Preisniveau telefonieren, als wenn man das konventionelle tatsächliche Festnetz nutzt.

Auf diese Weise verdienen die Mobilfunkgesellschaften zusätzliche Gesprächsminuten bei ausgehenden wie bei eingehenden Gesprächen. Selbst wenn der Anrufer vom Festnetz aus telefoniert, klingeln bei den Mobilfunkgesellschaften über die Interconnection-Fees die Kassen.

Im Zuge fallender UMTS-Tarife versuchen die Mobilfunkgesellschaften inzwischen auch ansatzweise, die Festnetzgesellschaften im DSL-Bereich anzugreifen. Das Verkaufsargument sind in der Regel die hohen Grundgebühren, die bei einem Verzicht auf das Festnetz eingespart werden können. Dabei wird argumentiert, dass auf das Mobiltelefon keinesfalls verzichtet werden kann, aufgrund des Bedürfnisses nach mobiler Telefonie.

Betrachtet man nur die Grundgebühren, geht die Rechnung auf. Allerdings werden meist die Nebenbedingungen verschwiegen. Die Bandbreiten im UMTS-Bereich hinken noch Meilen weit hinter dem Festnetz hinterher. Zudem ist die Gesprächsqualität im GSM-Netz durchaus schlechter als im Festnetz. Diese beiden Sachverhalte lassen den Verzicht auf das Festnetz wenig sinnvoll erscheinen. Hierbei wurden die Möglichkeiten der gleichzeitigen Telefonie auf mehreren Leitungen im ISDN-Bereich noch nicht einmal betrachtet.

Von: Klaus-Martin Meyer ]


zurück     zurück letzte Seite