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Karikaturen und Politik

Wir leben in einer Zeit, in der mittlerweile alle Tabus gebrochen zu sein scheinen. Unsere Gesellschaft ist von Begriffen wie Freiheit und Demokratie umgeben und gleichermaßen geprägt und doch können kleine Karikaturen immer noch die Welt erschüttern.

Am 30. September 2005 veröffentlicht die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten eine Serie von 12 Karikaturen, in welcher der islamische Prophet Mohammed auf ironische Art thematisiert wird. Nur kurze Zeit später bringt auch die ägyptische Zeitung Al Fager dieselben Karikaturen heraus. Im Zuge dessen erscheinen auch einige obszönere Karikaturen, die allerdings nicht von Jyllands-Posten herausgebracht wurden, und die "Mohammedkrise" war perfekt. Eine Lawine der Empörung war losgetreten. Daraufhin fühlten sich muslimische Organisationen auf der ganzen Welt angegriffen; es kam zum Boykott dänischer Produkte, Demonstrationen, sowie zu gewalttätigen Übergriffen, bei denen 140 Menschen ihr Leben ließen.

Dieser Karikaturenstreit entfachte erneut eine Debatte über Meinungs-, Presse- und, vor allem, Religionsfreiheit und die ewige Frage "darf man das denn überhaupt?". Dabei ist die Karikatur eines der wichtigsten, satirischen Mittel, um politische Zustände darzustellen oder Politik zu überzeichnen. Sie ist eine der ältesten satirischen Verbildlichungen, die bereits auf griechischen Vasen oder römischen Fresken entdeckt wurden.

Der Begriff Karikatur stammt vom Lateinischen ‚Carrus' für Karren beziehungsweise dem Italienischen ‚Caricare', das so viel wie überladen, übertrieben bedeutet. Ähnlich verhält es sich auch mit der Karikatur; sie ist oft übertrieben, manchmal sogar bis ins Lächerliche verzerrt, um die Charakteristika einer Situation beziehungsweise einer Person unverkennbar zu verdeutlichen und den Betrachter zum nachdenken anzuregen.

Die Karikatur spitzt zu, was vielen auf der Zunge liegt, und doch nicht ausgesprochen wird. Sie deckt fehlerhaftes Verhalten auf und nimmt auf kritische Art und Weise Bezug auf Unzulänglichkeiten und Schwächen, insbesondere in der Politik. Sie ist uns eine der wenigen unblutigen Waffen, über die wir verfügen, also gilt es, ihre lange Tradition zu wahren und zu erhalten.

[ Von: Redaktion ]


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