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Antike Taschenuhren

Den technischen Merkmalen der antiken Taschenuhr kann der Liebhaber alter Uhren gar nicht genug Sorgfalt widmen. Der dünnwandige Körper des Uhrgehäuses ist manchmal gegossen aus Bronze (Kupfer, Zink mit Silberzusatz), manchmal getrieben aus Silberblech, auf kaltem Wege also durch Hämmern von beiden Seiten ausgeschlagen.

Viele Gehäuse sind graviert und in neuerer Zeit mit einer Guilloche versehen. Man sieht, wie der Grabstichel die Uhrgehäuse (heute Uhrschalen genannt) mehr oder weniger tief ausgehöhlt hat. Der Schmuckstreifen, das ringförmige Gehäuseband, die Bordüre zeigt bei manchen Reiseuhren und Satteluhren gekreuzte Bänder mit eingerollten Enden, von Gittern unterbrochen, damit man das Schlagen der Uhr hören kann, sie bezeichnet man als Bandelwerk. Es war ein charakteristisches Schmuckmotiv der Regencezeit etwa 1710-1750.

Ein Uhrensammler sollte sich die Kennzeichen der Ornamentstile zwischen 1550 und 1850 einprägen, um die Gehäuse der alten Taschenuhren ungefähr datieren zu können, denn nicht alle Uhren sind signiert.

Die kleinen eingeprägten Stempel auf der Unterseite oder an anderen unbeachteten Stellen sind die Garantie- und Kontrollzeichen für den nachdem Zunftgesetzen vorgeschriebenen Feingehalt der Edelmetalle. Mindestens sind es zwei: die Signatur und das Stadt zeichen, z. B. auf den Gehäusen antiker, Augsburger Herrenuhren der Augsburger Pinienzapfen mit dem der Zunftmeister, der Geschaumeister, die vorgenommene Prüfung bescheinigt hat.

Der Sammler muß sich im Lauf der Zeit viele Kenntnisse aneignen, damit er die Marken in den Gehäusen, technische Kennzeichen der Uhrwerke und stilistische Eigenheiten der Gehäuse zu deuten weiß und alle drei Gesichtspunkte sinnvoll miteinander verbinden kann. Damit wird er erst zum Uhrensammler, der sich mit weiteren Fragen der Kulturgeschichte der Uhr beschäftigen kann und so zu sehr interessanten Fragen kommt - Fragen, die oft amüsant sind und denen er nachgehen sollte.

Englische Taschenuhren tragen noch manchmal im Gehäuseinnern die sog. "Watchpapers" das sind kleine runde gedruckte oder handgeschriebene Einlegeblätter mit den Namen der Uhrmacher, die die Uhr verkauft haben, sie reparierten, restaurierten. Vielfach tragen sie den Namen der jeweiligen Besitzer über Jahrhunderte hinweg.

Zur Kennzeichnung der Signaturen, der Meisternamen sei hier besonders auf das englische Werk von Baillie verwiesen: "Watchmakers and Clockmakers of the World". Das Buch ist eine Fundgrube, denn es enthält sehr viele Namen berühmter Uhrmacher in der alten Welt. Mit ihnen läßt sich in vielen Fällen, wenn die Signatur stimmt, das Alter der Uhr mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen!

Von: Thomas Brigl ]


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